Originale der "Krumme Eiche"-Sage

Aus Mitteilungsblatt

Die Sage berichtet: Ein alter Kohlenbrenner bei der Kohlplatte hat ein Verhältnis mit einer jungen Dienstmagd aus Windelsbach. Die Warnungen der öffentlichen Meinung schlagen beide in den Wind: „Und wenn der Teufel selber kommt!“ Dieser erscheint augenblicklich, wirft den Kohlenbrenner in seinen Kohlenhaufen, das Mädchen 700m weit an eine Eiche, die man lange als krumme Eiche erkennt.

Juli 2020 Mitteilungsblatt der Stadt Burgbernheim

Aus Peter Hupfer Heimatbuch

"Heimatgott Hupfer" schreibt das so : Die Kohlplatte am Rothenburger Weg, wo unsere Schmiede einst in Meilern ihre Kohlen brannten, da steht der Denkstein zum alten Mann. Der Weg steigt an zum Altenmannsbuck. Links zweigt der Windelsbacher Fußweg ab, der zum Hochmutsbronnen führt. Zum Heimatbuch gibt es kritische Stimmen, da die Angaben nicht immer wissenschaftlich fundiert sind und z.T. auch durch die Sicht der Brille der 1930er Jahre geschrieben wurden. Wir werden darum kaum fehlgehen, wenn wir die Entstehung des Ausdrucks zum alten Mann, im Gegensatz zu anderen Annahmen, nämlich abgeleitet vom latein. Alcmona = Altmühl oder gar verursacht durch ein unglückliches Ereignis mit einem alten Mann, auf das religiöse Gebiet zurückzuführen. Es ist kein anderer als Wotan selber, der uns hier entgegentritt, ursprünglich der personifizierte Wind, der Sturmgott, Herr der Seelen und der Toten, später Kriegs und Himmelsgott, Zauberer, wilder Jäger und endlich der alte Mann mit mächtigem Stab und Sturmhut. Hier im heiligen Hain wurde ihm geopfert und danach - seinem verblassten Ruhm zu - der Ort benannt und der Denkstein in der Kohlplatte gesetzt. Der zweite Stein weist mit seinem mundartlichem Doppelnamen: bo da krumma Marget auf eine weibliche Gottheit hin. Die Zusammengehörigkeit wird auch durch die Sage bestätigt. Nach der bestand zwischen der krummen Marget, sonst ein junges, sauberes Ding, das in Windelsbach diente und dem alten Mann, einem steinalten Kohlenbrenner, ein recht heilloses Techtelmechtel, welcher Idylla natürlich der Teufel in seiner bekannten Weise ein Ende machte, obwohl man eigentlich von dem alten Kuppler das Gegenteil hatte annehmen dürfen. Bei günstiger Gelegenheit nahm er beide am Kragen und warf den alten Mann in den Kohlen haufen, wo er erstickte, die Marget aber an einen Baum, die krumme Eiche, wo sie zerschmettert liegen blieb Der Teufel muss schon eine große Wut gehabt haben, weil der Wurf, wegen der weiten Entfernung zwischen den zwei Stellen, ein recht heftiger gewesen sein muss.

Peter Hupfer, Burgbernheim, "Ein Heimatbuch von der Frankehöhe", 1931, Auszüge ab S. 67

Gedicht U. Emmert

Die krumm Margaret und der alt Mou

Wenn in oft als klaner Schlingel, bin mitganga naus’n Wald,
Und bin an die Staa noukumma, sapperlott, da hat’s mer halt
Anarmal a bisla gruselt, weils dort so uhaali is,
Und von denna Plätzen, hat mer gor souviel und doch nix gwißt.
Und seit mani Jugendjahrn, hob i halt scha oft drou denkt,
wer an da von denna Sachen endli an klarn Wei eischenkt.
Lang hat’s dauert, doch allmähli hob i’s doch z’sammbuchstabiert.
Daß aus sell’n und den Trümmla doch a orndlis Ganzes wird.
Also aufpaßt, laßt euch sog’n – Daß mer kaner widerspricht –
Was sie da amal hat zutrog‘n, for a schauderhafti Gschicht:
Heut nu hast mer’s die Kohlplatten, dort bon alten Mou san Sta,
Dort hat gehaust a Kollabrenner, a staalter, ganz allaa.
Er muß gwäst sei a garstjer Bengel, wos mer sou derzölln hört;
Wos der ober alles trieb’n hat, hat sie nonni ganz aufklärt.
Souviel waß mer, daß der Sünder a jungs Madla hat verführt,
daß allzwaa g’straft senn worn, wie’s na wirkli hat gebührt.
Sie is gwäst a saubers Dingla und hat dähnt in Windelsbach;
Wie kummt dees klaa Dunnersluder zu den Kerl? – A heikli Sach! –
Waaß nit, ober zamm senns kumma, wie’s is heutzutoch nu gitt,
Die Leut hemm gschend, sie läßt’s halt reden, glassen hats vom Alten nit.
Oft hat zu ihr gsocht ihr Bauer: „Margret laß die dumma Straach!
gehst mer wieder zu den Kollabrenner, schloch ih di nuch windelwaach;
Schäm die doch nar vor dir selber und for d’annern Leut aa,
Schod is for di, daß d’sou dumm bist, mogst di bringa sou ins Gschraa!
Du wirst sehn, es geht nu lumpert, wennst dei nächtlis Glaaf nit läßt:
Lass der na a bissla wehr’n, i mans wahrli doch uff’s Best!
Sagt dees freche Ding, dees grandi: „Bauer, dees geht euch nix ou,
Wenn ih hie und da a bisla nou geh zu den alten Mou,
Und dees laß ih mir nit wehrn, wenn ihr aa nu so arg brummt;
Nunter geh ih und wenn der Teufel und sä Mutter selber kummt!“
Sou hats gsogt, sou hat sie’s trieb’n, immer ärger alli Nacht,
Bis amal dem wüsten Treibn schreckli is a End worn gmacht.
Hockens wieder amal bonanner dort im dicksten Fichtenwald,
Da, uff amal kummt etz Aner, fehrt daher mit aller Gwalt,
Schreit: „Ihr schert euch nix um Teufel? Souderla, etz bin ih da,
Gännt nar her, ihr saubern Früchtli, ihr g’hört mir – ih hob euch scho!“
Und sou fehrt er nei derzwischen und derkrallts allzwaa bon Gnick,
Drückts, daß kracht und schmasst’s wie Mucken weit vonanner a guts Stück! -
Er fliegt nei sein Kollahaufen und is jämmerli verbrennt,
Und sie schmasst er an an Baama,wu mers als krummi Achen erkennt.
Da senns gläg’n, da hat mers gfunna, sie zerschmettert, er verkohlt,
S’hat die Leut nit Wunner gnumma, sou hemms gsogt: „Die senn bezohlt,
Wenn mer seddi Brietli houbelt, falln halt ka anneri Späh!
Merkts euch, treibt ka seddi Sachen, s’könnt nu manchen a sou gäh!“
Freili senn seit selli Zeiten viel z’sammkumma nu im Wald,
(Wie mers so hart von Leuten), die nit z’samm ghört hätten halt:
Kummet da jedsmal der Teufel und führ sou derzwischen nei,
Müsst der Wald ohn‘ alle Zweifel voller seddi Denkstaa sei.


ULRICH EMMERT (1852-1917)

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